schöpfungsliebend.
lyrik, politik und religion.


Eine politische Andacht

Jede Andacht ist ein kleiner Streik. Wir legen unsere Arbeit nieder und unterbrechen das, was uns als Routine überrollt. Wir versuchen, das was nicht gut ist vor Gott zu sammeln und zu formulieren.
Wir streiken für Klimaschutz und Respekt vor dem was lebt. Wir klagen darüber, dass wir unsere Vorhaben nicht umsetzen. Dass die Flut viele Länder überrollt und noch mehr Länder überrollen wird. Dass sich Feuer ausbreiten. Über zu trockene Böden.
Ich frage mich, wie es Gott dabei geht. Und ich denke, Gott klagt auch. Sie klagt und trauert. Über die ausgestorbenen Arten, die vertrockneten Bäume, die ausgebeutete Erde.
Gott hat die Welt mit Weisheit geordnet. Und wir haben diese Weisheit nicht erkannt. Wir haben es nicht geschafft, in einer guten Beziehung zur Schöpfung zu leben. Wir haben nicht erkannt, dass wir Teil der Schöpfung sind.
"Frau Dummheit ist aufgeregt", so heißt es in einem biblischen Text. "Sie ist die Engstirnigkeit; nie hat sie etwas erkannt."
Es ist unsere Entscheidung. Laufen wir der Dummheit hinterher, oder erkennen wir die Weisheit Gottes;
Den Wert und die Schönheit von jedem Geschöpf.
Gott selbst leidet an unserer Dummheit. Im Kreuz wird das sichtbar.

Eine Rose mit vielen Namen

Sie ist sehr hellgelb mit einem zarten roten Blätterrand. Und sie trägt viele Namen. In Deutschland heißt sie „Gloria Dei“, übersetzt: „Allein Gott sei Ehre“. In den USA wird sie „Peace“ genannt, übersetzt: „Frieden“, und in Italien „Gioa“, das heißt „Freude“. Der Züchter in Frankreich hingegen nannte sie ursprünglich nach seiner Mutter „Madame A. Meilland“. Diese Rose hat nicht nur sehr viele Namen, sondern auch eine besondere Geschichte.
Die offizielle Namensgebung erfolgte zufällig am 29. April 1945, dem Tag des Sturmes der sowjetischen Armee auf Berlin- und damit dem Fall der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland. In der Beurteilung zur Namensgebung steht: „Wir glauben, dass sie dazu bestimmt ist, als eine klassische Rose noch in den Gärten unserer Enkel und vieler nachfolgender Generationen zu bleiben. Wir wählen den Namen ‚Peace‘, er soll daran erinnern, wie bitter schwer wir gelernt haben, dass der Frieden für alle Menschen immer lebensnotwendiger wird, dass die Menschheit ihn mit größerer Besonnenheit, Wachsamkeit und Vorsicht erhalten muss, als sie es bisher vermocht hat.“
Von April bis Juni 1945 fand die Gründungsversammlung der Vereinten Nationen in San Franciso statt. 49 Delegationen waren angereist. Der Chef jeder Delegation fand in seinem Hotelzimmer eine Vase mit der Rose „Peace“ vor. Dazu gab es eine Botschaft: „Möge die Rose „Peace“ die Bemühungen der Menschheit um einen gerechten und dauerhaften Frieden unterstützen.“
Die Rose ist sehr hellgelb und hat einen leicht rötlichen Blätterrand. Auf mich wirkt gerade diese Rose, die zum Symbol für den Frieden in der Welt geworden ist, besonders schön und schutzbedürftig.
In vielen christlichen Liedern ist die Rose ein Symbol für Jesus Christus. „Es ist ein Ros‘ entsprungen“, das bekannte Weihnachtslied, ist ein gutes Beispiel dafür. Jesus Christus hat Frieden gestiftet und ist zum Frieden für uns geworden. Er lässt uns daran glauben, dass unser Leben eine bessere Zukunft hat, als wir es jetzt sehen. Im Alten Testament erscheint Gott dem Propheten Mose in einem Dornenstrauch. Hier gibt er die feste Zusage, da zu sein.
Quelle: Anette und Christian Lukesch: „Der christliche Rosengarten in Barth – was Namen erzählen.“, 2020.


Eine Andacht zum Pflanzen

Eine sechsundneunzig Jährige Dame erzählte mir, wie sie früher den Acker bestellt hat. Zuerst die Erde umgraben. Anstrengende Arbeit, das braucht Kraft und Geduld. Aber darüber spricht man nicht in dieser Generation, es soll sich niemand beklagen. Dann die Löcher graben, ausheben, klein und groß, je nachdem, welche Pflanze darin wachsen soll. Und dann den Samen reinlegen. Oder die Knolle für Kartoffeln. Und beim Einbetten in die Erde mit der Hacke ein Kreuz einzeichnen.
Der Samen ist gelegt, der Erde übergeben. Möge er gesegnet sein. Jetzt heißt es warten und beten, dass daraus eine Pflanze wächst, die Früchte trägt. Natürlich auch regelmäßig gießen. Unkraut jäten. Dem, was Wachsen soll, Raum und Schutz geben. Das ist menschliche Arbeit. Das Wachsen selbst…  Gottes Werk.
Jedes Gebet und jedes Wort des Segnens als ein Vorbereiten und Raumgeben für das, was Gott vollbringt. Die Schöpfung ein Wunder; und mühsame Arbeit. Anpflanzen ist nicht romantisch, auch nicht gerade schonend. Es gibt Rückenschmerzen vom vielen Knien, die Hände werden schmutzig und rau. Auf Gott vertrauen ist nicht romantisch, auch nicht gerade schonend. Denn es braucht die Einsicht: Nicht alles liegt in meiner Hand.
Genau da ist Gott zu finden, wo mit Mühe und Ausdauer Raum gegeben und geschützt wird, wo ein Segenswort im Herzen gesprochen und das Wachsen in Gottes Hand gegeben wird. Wo das Herz betroffen ist und der Kopf bestimmen möchte, aber Adam, der Menschling, etwas abgibt. Der Wunsch, im Stillen Gott anvertraut: Es möge wachsen. Amen.