Eine Andacht zum Pflanzen
Eine sechsundneunzig Jährige Dame erzählte mir, wie sie früher den Acker bestellt hat. Zuerst die Erde umgraben. Anstrengende Arbeit, das braucht Kraft und Geduld. Aber darüber spricht man nicht in dieser Generation, es soll sich niemand beklagen. Dann die Löcher graben, ausheben, klein und groß, je nachdem, welche Pflanze darin wachsen soll. Und dann den Samen reinlegen. Oder die Knolle für Kartoffeln. Und beim Einbetten in die Erde mit der Hacke ein Kreuz einzeichnen.
Der Samen ist gelegt, der Erde übergeben. Möge er gesegnet sein. Jetzt heißt es warten und beten, dass daraus eine Pflanze wächst, die Früchte trägt. Natürlich auch regelmäßig gießen. Unkraut jäten. Dem, was Wachsen soll, Raum und Schutz geben. Das ist menschliche Arbeit. Das Wachsen selbst… Gottes Werk.
Jedes Gebet und jedes Wort des Segnens als ein Vorbereiten und Raumgeben für das, was Gott vollbringt. Die Schöpfung ein Wunder; und mühsame Arbeit. Anpflanzen ist nicht romantisch, auch nicht gerade schonend. Es gibt Rückenschmerzen vom vielen Knien, die Hände werden schmutzig und rau. Auf Gott vertrauen ist nicht romantisch, auch nicht gerade schonend. Denn es braucht die Einsicht: Nicht alles liegt in meiner Hand.
Genau da ist Gott zu finden, wo mit Mühe und Ausdauer Raum gegeben und geschützt wird, wo ein Segenswort im Herzen gesprochen und das Wachsen in Gottes Hand gegeben wird. Wo das Herz betroffen ist und der Kopf bestimmen möchte, aber Adam, der Menschling, etwas abgibt. Der Wunsch, im Stillen Gott anvertraut: Es möge wachsen. Amen.
Herbst - Früchte tragen
Im Herbst hängen wieder vermehrt Nebel über dem Land. Vor allem morgens, wenn es noch dunkel ist und die Nebelschleier viele Farben der Landschaft trüben, gibt es kaum etwas, was sich von diesem Hintergrund abhebt. Und dann leuchten die kleinen roten Früchte besonders deutlich hervor: Hagebutten, die Früchte der Rosen.
Vor allem die Wild- und Heckenrosen bilden viele Hagebutten aus. Zusammen mit den gelb und rot gefärbten Herbstblättern leuchten sie an den Wegesrändern. Sie sind ein deutliches Zeichen, dass der Sommer vorbei ist. Jetzt ist die Zeit der Ernte und des Dankes. Alles das, was gewachsen ist, trägt nun seine Früchte. Auch Hagebutten können geerntet werden. Es gibt zahlreiche Rezepte für Marmeladen, Tees und sogar Torten. Den Hagebutten wird nachgesagt, dass sie gut auf das Immunsystem wirken und für verschiedene Beschwerden heilsam sind.
Die Hagebutten sehen an den Sträuchern aus wie kleine Christbaumkugeln. So erinnern sie auch daran, dass bald die Adventszeit beginnt und Weihnachten in den Blick kommt. Dann werden wir die Bäume und Sträucher vor den Häusern festlich schmücken, um die Ankunft Jesu vorzubereiten.
Martin Luther sagt, der Glaube an Jesus Christus trägt gute Frucht. Damit ist gemeint, dass der Glaube die Liebe mit sich bringt und in liebevollem Handeln sichtbar wird. Liebe ist die Frucht des Glaubens. Wer glaubt und liebt, blüht auf wie eine Rose und die Blüte kann Früchte tragen.
Was aber sind gut Früchte? Wann wirkt sich unser Tun und Handeln wirklich gut aus auf unsere Mitwelt und auf die Menschen, die mit und nach uns leben? Was können wir tun, um den nächsten Generationen ein Leben auf dieser Erde zu ermöglichen, Zerstörung zu stoppen und Veränderung möglich zu machen? Diese Frage muss heute gestellt werden.
Auch wenn es nur kleine Taten und kleine Früchte sind, die jedem und jeder Einzelnen möglich sind, ist das nicht umsonst. Die Früchte der Rosen, die Hagebutten, sind auch nur ein paar Zentimeter groß. Aber sie sind viele.
Quelle: Anette und Christian Lukesch: „Der christliche Rosengarten in Barth – was Namen erzählen.“, 2020.